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Sarkoide beim Pferd – Hintergründe, Behandlungsmöglichkeiten

Sarkoide beim Pferd sind eine der häufigsten Hauttumoren und oft für Besitzer ein Schreckmoment – vor allem, weil sie scheinbar „plötzlich“ auftreten.Ich erkläre dir hier die Hintergründe, Behandlungsmöglichkeiten und ob ein Stallwechsel sinnvoll sein kann.

 

1. Was sind Sarkoide?

  • Definition: Sarkoide sind gutartige, aber lokal sehr aggressive Hauttumoren beim Pferd.

  • Ursache: Sie entstehen durch eine Infektion mit dem Bovinen Papillomavirus (BPV Typ 1 oder 2). Das Virus gelangt über kleine Hautverletzungen in die Haut und verändert dort Zellen.

  • Ansteckung: Die Übertragung erfolgt wahrscheinlich über Insekten (v.a. Stechfliegen) oder direkten Hautkontakt.

 

2. Warum treten sie plötzlich auf?

  • Lange Inkubationszeit: Nach der Infektion kann es Monate bis Jahre dauern, bis ein Sarkoid sichtbar wird.

  • Immunsystem: Ein geschwächtes oder verändertes Immunsystem (Stress, Krankheit, Haltungswechsel) kann dazu führen, dass ein Sarkoid „aktiv“ wird.

  • Mikroverletzungen: Kleine Wunden, Scheuerstellen durch Zaun, Sattel oder Insektenbisse sind Eintrittspforten für das Virus.

 

3. Formen von Sarkoiden

  • Okult (flach, haarlos)

  • Verrukös (warzenähnlich)

  • Nodulär (knötchenförmig)

  • Fibroblastisch (fleischig, blutend)

  • Gemischt (Kombinationen)

  • Malevolent (selten, breiten sich entlang Lymphbahnen aus)

 

4. Behandlung – je früher, desto besser

Frühe, kleine Sarkoide lassen sich oft besser und weniger invasiv behandeln als große, vernarbte Tumoren.Mögliche Therapieansätze:

  • Chirurgische Entfernung (nur bei günstig gelegenen und kleinen Sarkoiden, sonst Rezidivgefahr)

  • Laserchirurgie (präzise und blutarm)

  • Kryotherapie (Vereisung mit flüssigem Stickstoff)

  • Immuntherapie (z. B. BCG-Injektionen, oft bei empfindlichen Stellen wie Augenlid)

  • Topische Cremes (z. B. AW4-L, 5-Fluorouracil – nur unter tierärztlicher Kontrolle)

  • Elektrochemotherapie (neuer Ansatz mit Chemotherapeutikum + Stromimpuls)

💡 Wichtig: Manipulation (z. B. Aufkratzen oder falsche Salben) kann Sarkoide anregen, schneller und aggressiver zu wachsen.

 

5. Kann ein Stallwechsel helfen?

Ein Stallwechsel allein heilt Sarkoide nicht, da das Virus im Pferd bzw. in den Hautzellen sitzt.Er kann aber indirekt helfen, wenn:

  • weniger Insekten vorkommen (geringeres Risiko für neue Infektionen)

  • bessere Haltungsbedingungen und weniger Stress das Immunsystem unterstützen

  • weniger Scheuerstellen oder Hautverletzungen entstehen

Aber: Bereits vorhandene Sarkoide müssen gezielt behandelt werden – allein eine andere Umgebung stoppt sie nicht.

 

6. Vorbeugung

  • Insektenkontrolle: Fliegendecken, Masken, Insektenspray

  • Hautpflege: Kleine Wunden sofort versorgen

  • Stressreduktion: Stabile Sozialkontakte, ruhige Fütterungs- und Bewegungsroutine

  • Regelmäßige Kontrolle: Frühes Erkennen erleichtert die Behandlung

 

Fazit: Sarkoide entstehen durch ein Virus, oft ausgelöst durch eine Schwächung des Immunsystems oder Hautverletzungen. Sie sind nicht lebensgefährlich, können aber das Wohlbefinden und die Optik stark beeinträchtigen – und im ungünstigen Fall sehr groß werden. Frühzeitige tierärztliche Behandlung ist entscheidend.Ein Stallwechsel kann unterstützend wirken, ersetzt aber keine gezielte Therapie.

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